Newcomer Trainingslager, Newcomer Bewerb, Newcomer Challenge - wie auch immer es heißt, es ist der Saison-Auftakt der österreichischen und deutschen Liga und für manche der Auftakt einer Wettbewerbs-Karriere.
Abgesehen von der Namensänderung war ein bisschen was anders als in den vergangenen Jahren. Statt bisher drei Wettbewerbstagen gab es diesmal nur zwei. Bisher war die Veranstaltung für österreichische PilotenInnen kostenlos, heuer gab es ein Startgeld von €50.- inklusive zweier Seilbahn-Tickets für je eine Bergfahrt. Also ein absolut überschaubarer Betrag. Und heuer fand die Veranstaltung ein ganzes Monat früher statt als voriges Jahr.
137 gemeldete TeilnehmerInnen, davon 11 Damen. Ca. 2/3 des Feldes aus Deutschland und 1/3 aus Österreich, außerdem waren Italien, Frankreich, Spanien und sogar Brasilien und Indonesien auf der Teilnehmerliste vertreten. In der Ergebnisliste stehen nur mehr 80 Namen. Auch den Begriff "Newcomer" muss man nicht so eng sehen, WiederholungstäterInnen waren auch dabei.
Ob die Veranstaltung am Originaltermin stattfinden oder auf den Ersatztermin verschoben werde, war auch heuer eine spannende Frage. Die Organisatoren setzten trotz suboptimaler Wettervorhersage auf den früheren Termin und gut war's.
Freitag:
Anreisetag, Anmeldung und Theorie-Vortrag.
Ich bin erst einmal fliegen gegangen, wegen des trüben Wetters war nur ein Abgleiter drin.
Dadurch dass die Anmeldung auf Freitag und Samstag aufgeteilt war, ist die endlos lange Anstellerei vom Vorjahr entfallen. Im Vortrag wurde diesmal besonders auf die Benutzung der XCTrack-App eingegangen. Das hat mich interessiert denn ich wollte diesmal das Handy mit XCTrack zusätzlich zum Skytraxx 2.0 einsetzen.
Samstag:
Abschattung durch Cirren und schwacher Ostwind. Klingt sehr vertraut, so hat es voriges Jahr auch ausgesehen. Mich nur ja nicht wieder an der Ostseite des Berges versenken, wo ich mich in ziemlich unberührter Natur (ohne Straße) und bauch-tiefem Schnee wiederfinden würde.
Wegen der schwachen Bedingungen wird der Task als Elapsed-Time-Race ausgeschrieben bei dem jede/r starten darf wann er/sie will.
Also eher früh starten oder auf bessere Bedingungen warten? Ich habe mich für die erste Variante entschieden, es war die falsche Wahl. Absaufen und sehen wie die anderen fliegen, noch einmal mit der Seilbahn hinauf fahren, gerade noch das Zeitfenster erwischen und feststellen dass die Thermik schon wieder vorbei ist.
Keine/r der TeilnehmerInnen hat es ins Ziel geschafft aber Ferdinand Vogel, Liga-Pilot und einer der Organisatoren, hat gezeigt dass der Task zu schaffen war. 30 PilotInnen schafften mehr als die Minimumdistanz von 5 Kilometern, 50 PilotInnen ernteten - so wie ich - die minimale Anzahl von 11 Punkten.
Ausführliches de-briefing. Wer ist ins Lee geflogen, Hand hoch? Angesichts des Gedrängels auf der Luv-Seite des Berges haben manche das Lee als das kleinere Übel angesehen - und gut war's. Allerdings musste man sehr hang-nah kurbeln.
Lex Robé beschließt den Tag mit einem Vortrag von zum Thema Risiko-Management. Er hat vor zwei Jahren auf der Hohen Wand schon einen ähnlichen Vortrag gehalten, diesmal ergänzt um seine Erfahrungen vom PWC.
Sonntag:
Heute sieht es besser aus, daher wird ein "race" ausgeschrieben bei dem alle gleichzeitig in der Luft starten.
Wieder wird uns nahegelegt möglichst früh in die Luft zu gehen und das erlaubte Zeitfenster dazu zu nutzen, uns mit den Bedingungen vertraut zu machen. Weil ich befürchte seekrank zu werden und weil es doch eine nervliche Anspannung ist die an der Konzentration zehrt gehe ich erst eine halbe Stunde später in die Luft.
Süd-Wind. Im Süden über der Skipiste Thermik suchen und mich mit der Thermik über den Gipfel nach Norden versetzen lassen. Dort treffe ich auf einen Pulk. Eine Viertel Stunde vor Race Start bin ich 80m von der Startlinie entfernt, mitten im Pulk, Hurra!
Aber ich habe mich zu früh gefreut.
(Kleiner philosophischer Exkurs: Zu früh gefreut? Ich habe mich gefreut, und dazu machen wir das ja. Es sollte zwar nicht so kommen wie ich es erwartet habe, aber ich habe mich gefreut und diese Freude kann mir keiner nehmen - außer ich selber. )
Kardinal-Fehler (wie wir beim de-briefing erfahren haben): Sich mit der Thermik versetzen lassen, und wenn die Thermik zu schwächeln beginnt warten dass sie wieder kommt. Tut sie nicht, weil die Thermiken auf der Südseite beginnen. Wären wir früh genug in der Luft gewesen, hätten wir das erkennen können und uns auf den Zyklus der Thermik-Entstehung einstellen können.
Die Höhe ist weg, ich bin bald unter Gipfel-Niveau gesunken. Jetzt geht das Rennen los und ich dümpel da unten herum. Also wieder zurück an die Südseite. Im Osten oder Westen des Gipfels fliegen? Ich entscheide mich für die Ostseite wo wir gestartet sind. Unter mir ist ein grüner Skywalk auf dem gleichen Kurs. Er beginnt zu drehen, also kommt eine Blase herauf. Ich drehe mit. Juhuu! Ein dritter und ein vierter Schirm kommen nach, steigen in "unsere" Thermik ein und so kurbeln wir uns gemeinsam zurück an die Ausgangsposition. Das ist die beim Wettkampffliegen oft beschworene Schwarm-Intelligenz!
Aber wir sind auf der Leeseite des Gipfels (gestern war das gut, heute offenbar nicht) und so ist es ein Jojo-Spiel. 100m rauf, 100m runter.
Wider besseres Wissen (nächster Kardinalfehler) mache ich mich auf den Weg zur ersten Wendemarke. Ich versuche den Kessel auszufliegen, dort sind Felswände, dort scheint die Sonne hin, dort sollte der Wind anstehen, also könnte da doch was gehen?
Ist nicht gegangen. Zurück zum Landeplatz. Ehren wir die Sieger.
Beim ersten Task haben 50 PilotInnen weniger als die Minimaldistanz zurückgelegt und 30 mehr als die Minimaldistanz, beim 2.Task hat sich dieses Verhältnis umgekehrt. Und 22 haben das Ziel erreicht.
Diesmal (im Gegensatz zum Vorjahr) bleiben wirklich alle da um die Sieger zu ehren.
Und wieder einmal hat mich eine traurige und schockierende Nachricht erreicht. Gernot Ladinig, Sieger 2016, ist im Sommer des vergangenen Jahres tödlich verunglückt. Ich habe ihn vor zwei Jahren beim Newcomer-Trainingslager kennen gelernt weil wir zufällig in der gleichen Pension gewohnt haben. Ich spreche allen seinen Freunden und Angehörigen meine tief empfundene Anteilnahme aus.