im Knackwurstflieger-Blog suchen

13. Mai 2021

Fön!




Dieses Frühjahr sind wir vom Wetter nicht verwöhnt. Ein Sturmtief jagt das andere, im Abstand von wenigen Tagen ziehen Kaltfronten durch. Unsere Flüge mussten wir regelrecht dem Wetter abtrotzen. 

Regelmäßig die Wetterberichte für die nächsten Tage durch schauen, es sieht wieder einmal nach zu viel Wind aus. Viel zu viel. 

Wetterbericht im Radio: Fön. Ohne Wenn und Aber. Nicht eine "eventuell vielleicht ein bisschen föhnige" Südströmung sondern Fön. ?

Noch einmal in den Windfinder schauen .... sieht plötzlich doch nicht so schlecht aus????

Die Hohe Wand ist nicht sehr fön-exponiert. Beim BordAirRace (bzw. BordAirLine wie es damals geheißen hat) mussten die Piloten im Mürztal auf dem Boden bleiben weil es gestürmt hat. Wie sie dann zu Fuß zurück zur Hohen Wand gekommen sind, war der Himmel bunt. 

Na gut, das Klettersteigset liegt sowieso im Auto. Hinfahren und wenn es nicht fliegbar ist kann ich ja immer noch einen Klettersteig gehen. 

Ich nähere mich der Wand. Sind Schirme in der Luft? Nein. Schirme am Startplatz? Nein. Jemand am Landeplatz den man fragen könnte wie es war? Nein. Drachen? Auch nicht. Am Landeplatz leichter Ost-Wind. Vorhersage war Süd. Soll ich hinauf fahren oder nicht? 

Der Flugschulbus biegt in die Mautstraße ein, ich fahre ihm nach bis zum Übungshang. Dort ist Betrieb, Höhenflug-Schulung ist aber wetterbedingt abgesagt. "Wenn ich gewusst hätte dass kein starker Wind ist dann hätte ich Höhenflugschulung machen können" meint Michi. 

Oben auf der Wand ist zwar merklich Wind, aber nicht dramatisch. Immerhin, ein zweiter Paragleiter schultert sein Packl und macht sich auf den Weg zum Oststartplatz. Wenigstens bin ich nicht alleine. 

Der Kollege hat Probleme beim Starten, ich helfe ihm. 

In der Luft beherrscht mich doch die Sorge dass der Wind zulegen könnte. Es ist bockig. Obendrein habe ich, abgelenkt durch die Startabbrüche des Kollegen, vergessen den Beschleuniger einzuhängen. Ich versuche es in der Luft, schaffe es aber nicht ohne die Bremsgriffe loszulassen. Und das will ich erst recht nicht. Es wird ein kurzer Flug. 

Das Auto steht eh unten, wir fahren wieder hinauf. Noch ein Flug? So schlecht war es ja nicht. Aber was ist wenn doch der Fön durchbricht? Wenn es irgendwelche Rotoren gibt, starke Turbulenzen? Ich habe auch den Yeti mit dem Wendegurtzeug mit. Ein A-Schirm ist mir in dieser Situation lieber, auch wenn er langsamer ist. 

In der Luft gesellt sich ein dritter Paragleiter zu uns, ein Drachen steht am Südstart, ansonsten fliegt niemand. Das ist, auch unter der Woche, auf der Hohen Wand sehr ungewöhnlich. Der Wind steht schön an, ist zeitweise stärker, aber noch durchaus im Komfort-Bereich. 

Mein Flug ist hier zu sehen. Ich habe ihn online gestellt und er hat erwartungsgemäß Fragen und Bemerkungen nach sich gezogen. Klar, die Vorhersage hat zu Vorsicht gemahnt und die Entscheidung war nicht leicht. Alle, die sich gegen einen Flug entschieden haben, haben mein volles Verständnis und meinen Respekt. 

Erstes Bild vom Soar. 
Danke, Max!

Zurück zur Geschichte, wir stehen auf dem Landeplatz. Der Kollege hat Glück beim Autostoppen, ich gehe zu Fuß den Völlerin-Steig hinauf. Immer noch Wind, die Modellflieger sausen durch die Luft. Der Wind ist schön gleichmäßig, es sieht nach Abendthermik aus. Es sieht nach einem ruhigeren Flug aus. 

Ich mache den Soar startklar (über den ich noch berichten werde). Rausstarten, oops, der Wind ist doch südlicher als es ausgesehen hat. Und ganz schon stark. Weg von der Wand. Steigen, steigen, steigen. Ich fliege über Maiersdorf drüber, stetiges Steigen (später am track gesehen: Doch kein Steigen, aber fast kein Sinken). Fast komplett laminar, Hundsheimer-Berg-Gefühl. Mache ich noch Fahrt gegen den Wind? Ja. Ich fliege wieder zurück, die Wand ist  ziemlich klein unter mir. Also runter. Ich wollte sowieso das Ohrenanlegen? mit diesem Schirm ausprobieren. 

Schirm zusammenlegen, über mir raschelt es. Es ist das Öffnen angelegter Ohren. Ein Kollege, den ich vorher nicht bemerkt habe, kämpft sich herunter. Wir besprechen noch den heutigen Tag und unsere Flüge. 

19h, jetzt habe ich einen online-Termin: die "Atempause", eine Meditation, corona-bedingt per Zoom. Ich melde mich kurz, verabschiede mich aber gleich wieder, ich habe sowieso eine Geh-Meditation vor mir. Noch einmal die Völlerin hinauf bevor es dunkel wird. 







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen