"... dem Alptherm-Dienst von Austrocontrol werden viele sicher eine Träne nachweinen" steht im Lu-glidz Blog. Ich bin einer derer, die ihm eine Träne nachweinen, denn Alptherm war sehr übersichtlich, detailliert und verlässlich. Und kostenlos. Das Ersatz-Produkt von der Austrocontrol konnte mich (und andere) nicht überzeugen.
Dementsprechend mussten wir uns um eine Alternative umsehen.
Der Soaring Club Hohe Wand hat eine Kooperation mit der Schweizer
Plattform Burnair abgeschlossen. Ein 3-tägiges Probe-Abo hat mich
überzeugt.
Preis und Probe-Abos
Mit dem Slogan "Die Schweiz ist nicht teuer. Sie ist unbezahlbar" warb das Schweizer Reisebüro vor vielen Jahren in der Wiener Kärntnerstraße. Preislich ist Burnair Oberklasse. Mit Thermikprognose kostet es 129€ pro Jahr (und als Mitglied des Soaringclub Hohe Wand im ersten Jahr um 10€ weniger). Also grob das 4-fache anderer Wetter-tools wie Windy oder Meteo Parapente.
Prognosen für den aktuellen Tag sind kostenlos. Allerdings ist, wie ich noch ausführen werde, das Einlesen und Einarbeiten ein ziemlicher Aufwand. Der zahlt sich meiner Meinung nach nur aus, wenn man es intensiver nutzt und nicht nur tages-aktuell.
Wer es ausprobieren will, dem kann ich ein ein-monatiges Probe-Abo schenken. Dazu erstelle ich einen Code, den ich verschicken oder per QR-Code teilen kann. Jeder Code ist nur 1x verwendbar, und jeder Teilnehmer kann nur einen einzigen Code einlösen. Wer Interesse hat, bitte um email.
Die Burnair Map funktioniert im Browser (PC) und als App.
Wind und Thermik
Burnair ist gewissermaßen das Schweizermesser unter den Flugwetter-Apps (nicht nur wegen der Herkunft). Ich habe noch lange nicht den gesamten Funktionsumfang erschlossen.
Viel Information wird kompakt und übersichtlich dargestellt. Doch diese Informationsmenge muss man sich erarbeiten. Wie die Daten zu lesen sind, wird vorbildlich in etlichen Online-Seminaren erläutert, die mitgeschnitten wurden und auf Youtube nachzusehen sind. Einige Stunden Medienkonsum muss man einplanen.
Und eine gute Internet-Verbindung ist wesentlich. Im Fluggebiet habe ich Schwierigkeiten gehabt. Burnair Map hat "gesponnen". In den Bereich eines Hotspots mit guter Internetverbindung gehen - es hat wieder geklappt wie am Schnürchen.
Bei Alptherm war eine gewisse Kenntnis der österreichischen Geographie erforderlich (in welchem Gebiet bin ich eigentlich?), bei Burnair kommt man mit der Ortssuche auf den richtigen Punkt in der Karte und hat auch eine zoombare und detaillierte Landkarte zur Hand. Die Prognosen von Burnair erstrecken sich auf 5 Tage und funktionieren für den Großteil von Europa (aber nicht weltweit).
Zum Vergleich Alptherm: nur gestern, heute, morgen, österreich-weit.
Sonntag wird ein Hammertag! |
Eine 5-stufige Farbcodierung für die Thermik erlaubt, die Flugbedingungen einerseits für den ganzen Tag und andererseits in halb-Stunden-Auflösung zu beurteilen.
Windprognose am Startplatz und in der Umgebung |
Für die Startplätze wird der Wind sowohl für den Startplatz selbst als auch für die nähere Umgebung farbig dargestellt, und das über die Zeit und über die Höhe. Das heißt bei Burnair 4D-Prognose. Die Fläche des Pfeils bewertet den Wind am Startplatz, die Umrandung die Umgebung.
Wie gesagt, kompakt und übersichtlich.
Für Startplätze, die nicht angegeben sind, z.B. beim Hike and Fly, kann man einen sogenannten "Startplatz-Finger" vom nächstgelegenen Startplatz auf den gewünschten Punkt ziehen und bekommt die 4D-Prognose. Leider kann man diesen Startplatz nicht in die Favoriten aufnehmen.
Die wohl wichtigste Frage: Stimmt die Prognose?
Es werden etliche Wettermodelle kombiniert, darunter ICON-D2 und AROME.
Hier wird mit erlesenen Zutaten gekocht.
Bisher hat sich das Wetter brav an die Prognosen gehalten.
Bei Windy habe ich mir Alarme eingestellt, die mich auf fliegbare Bedingungen für ausgewählte Startplätze aufmerksam machen sollen. Leider nicht sehr brauchbar. Ich kann Windrichtung und -stärke festlegen, aber nicht die Böen-Stärke. Eine Mindest-Regenmenge, aber keine maximale Regenmenge. So bekomme ich von Windy oft Alarme, obwohl das Wetter völlig unfliegbar ist.
Feature-Wunsch an Burnair: Solche Alarme, aber detaillierter einzurichten: Wind, Böen, Bewölkung, Gewitterneigung(!) und Thermikstärke.
Live Tracking
Burnair ist unter Anderem für Livetracking bekannt. Auf dem Monitor am Ost-Startplatz der Hohen Wand läuft (neben den Werten verschiedener Wetterstationen) die Burnair Map, auf der man die Positionen der Schirme verfolgen kann.
Ich habe das Livetracking noch nicht ausprobiert. Auch, weil ich im Flug meistens die mobilen Daten am Handy ausschalte, um Strom zu sparen.
XC Planer
Mehr aus Spieltrieb als aus Notwendigkeit habe ich das Tool zur Flugplanung ausprobiert. Dazu gibt es natürlich ein einstündiges Video, und parallel dazu habe ich meinen ersten Flug geplant.
Die Flugplanung soll in erster Linie Piloten ansprechen und unterstützen, die noch nicht so viel Erfahrung im Streckenfliegen haben - also genau meine Kragenweite.
Man muss nicht selbst planen, man kann auf vorgefertigte Flüge zurückgreifen, handgeschnitzt von Meister Ferdinand Vogel. Für die Hohe Wand gibt es allerdings nicht viele solcher Flugpläne. Macht nichts, unter der Startplatz-Beschreibung ist auch ein Link auf xcontest, bei dem man sich passende Flüge vom jeweiligen Startplatz heraussuchen kann, hochladen, und der Flug wird analysiert und ein Flugplan erstellt. Nicht nur abgekupfert sondern angepasst.
Pfiffig!
Oder doch selbst planen, was ich allein schon aus Interesse gemacht habe.
In der Karte die Ebene mit der Thermik-Stärke einblenden, natürlich für die passende Jahreszeit, und Wegpunkte auf die stärksten Thermik-Quellen legen. In einem Sägezahn-artigen Diagramm sieht man, wo man wie hoch aufdrehen muss, um den nächsten Wegpunkt zu erreichen. Das ist doch gerade die Frage, an der ich schon ein paar Mal gescheitert bin! Ist diese Höhe unrealistisch hoch, fügt man weitere Wegpunkte ein.
aufdrehen - weiterfliegen - aufdrehen -weiterfliegen |
Die Namen der Wegpunkte enthalten die erforderliche Höhe, so dass man
beim Fliegen immer sieht wie hoch man wegfliegen muss.
Raffiniert!
Nach Angabe der Startzeit wird die 4D-Prognose über das Diagramm
gelegt und schon hat man die Flugbedingungen, die man unterwegs erwarten
kann.
Komfortabel!
Probehalber einen anderen Start-Zeitpunkt eingeben, mit anderen Windverhältnissen. Wie ändern sich die Abflug-Höhen? Nicht. Dabei sind Rücken- und Gegenwind doch die wahren game changer. Wind und Wolken werden zwar angezeigt, aber sie fließen nicht in die Berechnung ein.
Schade.
Anmerkung: Andere Apps und Varios zeigen die Gleitzahl, die ich brauche, um den nächsten Wegpunkt zu erreichen. Wenn die Windprognose einberechnet wird, ist die erforderliche Höhe die bessere Angabe.
Das Konzept ist also ausbaufähig.
Die geplanten Flüge werden nicht anhand ihrer Namen aufgerufen, sondern auf der Karte angeklickt. Da ist es mir schon passiert, dass ich einen Flug nicht mehr gefunden habe. Auf dem PC mit der Maus geht das wenn man genau auf die Spur trifft, mit dem Finger auf dem Handy geht es sogar erstaunlich gut.
Kompatibilität
Flug fertig geplant, nun geht es ans Exportieren. Anders als ich es erwartet hätte, wählt man hier nicht ein Export-Format (mein Favorit wäre CompeGPS gewesen, das ich bei meiner (spärlichen) Wettkampf-Tätigkeit verwendet habe), sondern ein Gerät. Skytraxx Varios sind in der Liste, allerdings erst ab Version 2.1. Ich habe das Skytraxx 2.0. Der Unterschied wird wohl nicht so groß sein, ich probiere es mit 2.1.
Geht nicht.
Dann wähle ich XC Track, eine Android-App, die ich öfters verwende. Wo sind die schönen Wegpunkt-Namen mit der Höhenangabe?
Nicht da.
Ein Blick ins exportierte file: Dort stehen sie nicht drin, es sind nur die Koordinaten angegeben.
{"taskType":"WPTLIST","version":1,"points":[{"lat":47.82964,"lon":16.0409},
{"lat":47.81419,"lon":16.00313},{"lat":47.80508,"lon":15.9724},
{"lat":47.78733,"lon":15.92245},{"lat":47.77302,"lon":15.88778},
{"lat":47.7571,"lon":15.87009},{"lat":47.72801,"lon":15.81482},
{"lat":47.71738,"lon":15.82907},{"lat":47.71014,"lon":15.83945},
{"lat":47.6885,"lon":15.89911},{"lat":47.71471,"lon":16.02253}]}
Bei moderneren Varios braucht man kein file zu exportieren, da geht es direkt über die cloud.
Für Sonntag waren Hammerbedingungen angekündigt (blau), und ich habe einen schönen Flug gehabt. Ich bin dann doch anders geflogen als geplant, aber die Auseinandersetzung mit dem Gelände hat sehr geholfen.
Support
Wie war das mit Exportformaten usw.? Das Help-Center von Burnair besuchen.
Da werde ich erst einmal von einem chatbot begrüßt. Er ist ungefähr so intelligent wie der chatbot meiner Bank - also strohdumm. Anders als der Bank-bot verbindet er mich nach dem ersten Missverständnis mit einem Mitarbeiter, der sich prompt meldet.
- Automatische Berücksichtigung der Windprognose bei der XC Planung?
Gibt's nicht.
- Skytraxx 2.0?
Veraltet, wird nicht unterstützt.
Ich sehe zwar immer noch viele davon auf Startplätzen, vielleicht nicht in der Schweiz. - CompeGPS?
Uraltes Format, verwendet niemand mehr
(außer mir?) - Wegpunktnamen in XC Track?
Gibt's nicht.
Anstelle von XC Track wird mir die App Burnair Go empfohlen, da funktionieren die Wegpunkt-Namen.
Sie werde ich als nächstes testen.
Burnair Go
XC Track und Burnair Go sind apps, die man im Flug auf dem Cockpit benützt, und damit sind die Gemeinsamkeiten schon fast erschöpft. Sie sind eigentlich nicht vergleichbar.
XC Track hat ein paar Funktionen, die mir lieb geworden sind und die Burnair Go nicht hat.
So ist XC Track offline nutzbar. Es hat Vario-Funktion, also eigene (und sehr informative) Töne und kann mit einem externen Vario per Bluetooth zusammenarbeiten.
Für mich nicht (mehr) relevant, kann man es im Wettbewerb verwenden.
Und man kann Flüge direkt in xcontest hochladen.
Ach ja, kostenlos ist XC Track auch, während man für Burnair Go ein Abo braucht. Wenn man Burnair map abonniert hat, dann ist die Benutzung von Burnair Go inkludiert.
Im Video listet Bernie Hertz gleich am Anfang auf, was es bewusst nicht kann:
Kein Vario-Ersatz
Keine Wettkampf-Funktionen
Keine Einstellungen (oder fast keine)
Das finde ich, wie generell seine Art, sehr ehrlich.
Burnair Go braucht eben eine Verbindung zum Internet, was nicht immer möglich sein wird (Ausland? Gebirge?), ggf. Kosten verursacht, und den Stromverbrauch erhöht.
Dafür sieht man den aktuellen Wind in der Umgebung (Pfeil-System wie in der map), Landeplätze samt Entfernung und erforderlicher Gleitzahl, die Positionen anderer Schirme, sieht wo diese steigen konnten, usw. Wie erwähnt, es zeigt die Höhe, die ich brauche, um den nächsten Wegpunkt zu erreichen. Und es schaltet das livetracking automatisch ein, so dass man von anderen gesehen wird (das kann man natürlich auch ausschalten).
Anders als in der map werden Flugpläne, die ich nachfliegen will, nicht angeklickt sondern mit Namen aufgerufen.
Fazit
Der Funktionsumfang ist beeindruckend, der Preis auch.
Die Lösungsansätze sind kreativ und innovativ.
Die Bildschirme sind informativ und durchdacht.
Der Teufel steckt wie so oft im Detail, vielleicht werden meine Wünsche noch erfüllt.
Links
Lu-glidz - https://lu-glidz.blogspot.com/2022/02/burnair-eine-app-fur-fast-alles.html
Mehr über Burnair auf Lu-glidz: https://lu-glidz.blogspot.com/search?q=burnair
Bericht auf der Soaringclub-Homepage: https://sc-hw.at/kooperation-mit-burnair/ (nur für Clubmitglieder sichtbar)
Burnair Hauptseite: https://www.burnair.ch Neuigkeiten, Webinare, Produkte, etc.
Burnair map: https://www.burnair.cloud/ Der eigentliche Einstieg ins tool
Burnair Academy TV: https://burnair.tv/categories/burnairMap Video-Sammlung zu burnair map
Youtube: https://www.youtube.com/c/burnair/videos
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