- Reiter über den Bodensee?
- Streckenflug-Ambitionen
- Die Auswahl
- Die DHL-Misere
- Der Retter
- Endlich da!
- In der Luft
Ich habe schon länger an ein neues Gurtzeug? gedacht. Wieder einmal hat es eine unüberschaubare Fülle von Möglichkeiten gegeben. Zuerst habe ich an ein neues Wendegurtzeug mit aktueller Protektortechnik gedacht, weil mein GIN Switch ein Problem mit dem Protektor gehabt hat:
Reiter über den Bodensee?
Ein Fliegerkollege hat mich aufmerksam gemacht: "Dein Airbag ist nicht aufgeblasen!" Tausend Dank, Wolfgang!
Reiter-über-den-Bodensee-Effekt
Ich bin mit nur teilweise aufgeblasenem Airbag? geflogen ohne es zu wissen.
(In der Ballade "Der Reiter und der Bodensee" erfährt ein Reiter nachträglich dass er über den zugefrorenen und verschneiten Bodensee geritten ist, sich also einer Gefahr ausgesetzt hat derer er sich nicht bewusst war.)
Der Schaumstoffteil ("Sponge") der den Airbag aufspannt kann beim Wenden des Gurtzeugs Knicke bekommen, und das ist wohl passiert.
Für die vorige Saison hat mir Karlo sein GIN Verso geborgt (Danke, noch einmal!).
Ui, das wackelt so! Da musste ich mich erst wieder an das Sitzbrett gewöhnen.
Der Sponge ist eingetroffen. |
Den "Sponge for Switch" gibt es bei FCA als Ersatzteil zu kaufen - offenbar bin ich nicht der erste dem das passiert ist. Jetzt ist das Switch also wieder einsatzfähig. Damit das gleiche nicht noch einmal passiert baue ich den Sponge jedes Mal nach der Landung aus, verstaue ihn separat und baue ihn am Startplatz wieder ein. Ein bisschen Fummelei, aber für meine Sicherheit ist es mir allemal wert.
Übrigens hat der DHV schon vor Jahren darauf hingewiesen und hat geraten, Wendegurtzeuge nur beim Wandern zu wenden. Aber sowas betrifft ja immer nur die anderen....
Der Atlas passt nicht ins Switch. Warum ist mir das beim Probefliegen nicht aufgefallen? Ach ja, da war ich doch mit dem Verso unterwegs. Also Atlas und Switch in den Rucksack - ganz schön große Wolke, dafür dass ich ein Wendegurtzeug habe...
Also doch ein neues Gurtzeug.
Streckenflug-Ambitionen
Und zwar ein Streckengurtzeug, also ein Gurtzeug mit Beinsack ("Kokon") und Heckbürzel.
Vorteile dieser Bauart:
- Es ist wärmer.
- Es hat einen geringeren Luftwiderstand, was sich günstig auf die Gleitzahl? auswirkt.
- Der Schirm soll besser zu spüren und zu steuern sein.
Nachteil:
Durch das größere Trägheitsmoment des (ausgestreckten) Piloten um die Hoch- (oder "Gier"?-) Achse ist die Tendenz zum Ein-twisten? größer. Bei einer Kappenstörung? soll man daher die Beine abwinkeln und "normal" fliegen.
Oder, wie Kortel es formuliert:
http://www.korteldesign.com/spip/Überlegungen-zum-Kokon
Die Auswahl
Wie gewohnt sollte es ein sitzbrettloses Gurtzeug mit Frontcontainer? werden. Es sollte nicht allzu schwer sein. Und sowohl in aufrechte als auch liegende Position einzustellen sein.Eine Lösung die alle Punkte erfüllt ist das Kortel Kuik.
Bildquelle: Kortel |
Die französische Firma Kortel ist bekannt für gute Gurtzeuge. So mancher Gleitschirm-Hersteller soll seine Gurtzeuge von Kortel entwickeln und fertigen lassen.
Das Kuik verspricht so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau zu sein. Das wird durch ein modulares Konzept erreicht: Das "Basismodul" wäre an sich - ohne Retter und Protektor - als (relativ) leichtes Bergsteigergurtzeug zu verwenden. An dieses Basismodul lassen sich verschiedene Zusatz-Module anbringen wie z.B. ein Wenderucksack/Airbag, ein Schaumprotektor oder eben auch das Streckenflugmodul, bei Kortel "Race-Modul" genannt.
"Man muss es nicht zwingend mit Beinstrecker fliegen, das Gurtzeug ist so einstellbar, dass man es sowohl in Race Position als auch ganz normal sitzend fliegen kann."
Quelle: http://www.paraalpin.info/Kuik-2_Kortel.html
Es ist kein extremes Leichtgewicht bei dem man Hemmungen hat mit Bergschuhen hinein zu steigen, andererseits ist die Zeit der "Blei-Boote" vorbei.
Ein Angebot im DHV-Gebrauchtmarkt habe ich auf Grund mangelnder Entschlussfreudigkeit ungenutzt verstreichen lassen. Später noch einmal hinein geschaut: da gab es doch tatsächlich wieder ein Kuik mit dem "Race"-Modul. Auch mein Gewährsmann in Sachen Gebraucht-Kauf meint dass es ein gutes Angebot ist, und so wird man sich schnell handelseins.
Ich habe die Katze im Sack gekauft, also ohne vorher ein Kuik auch nur gesehen zu haben und ohne je ein Liegegurtzeug geflogen zu sein. Wenn's mir nicht gefällt verkaufe ich es wieder.
Die DHL-Misere
Der Knackwurstflieger ist für super-nette Berichte bekannt, aber jetzt wird es super-nicht-nett.Der Verkäufer verpackt das Gurtzeug und bringt es auf meinen Wunsch zur Post statt es einem Botendienst anzuvertrauen, weil ich mit Botendiensten weniger gute Erfahrungen gemacht habe. Was ich nicht gewusst habe: Die Deutsche Post beauftragt DHL als Subunternehmer und damit geht die Misere los:
Laut Sendungsverfolgung hat das Paket Deutschland verlassen, hat aber nie Österreich erreicht.
Zuerst frage ich beim Postamt, doch die österreichische Post hat nichts (mehr) mit DHL zu tun.
DHL Österreich verweist mich "an das Logistikunternehmen des Absenders". Dass das Logistikunternehmen des Absenders "zufälligerwiese" auch DHL heißt ruft fast hörbares Achselzucken am anderen Ende der Leitung hervor.
DHL Deutschland ist nur sehr widerwillig zu irgendeiner Auskunft bereit, da nur der Absender Vertragspartner des Logistik-Unternehmens ist. Dieser stellt einen Nachforschungsauftrag und traktiert DHL mit Urgenzen. Nach acht Wochen ist auch die Nachforschung als gescheitert anzusehen.
In Summe 10 Wochen in denen ich das Gurtzeug gut hätte brauchen können, z.B. beim NC-Trainingscamp.
10 Wochen in denen mir die Hände gebunden waren und ich mir kein anderes Gurtzeug kaufen konnte/wollte weil ich ja den Ausgang der Nachforschung abwarten musste.
Leistet DHL Schadenersatz? Bei DHL gibt man sich zugeknöpft. Wenn, dann hat der Absender Anrecht auf Schadenersatz und Anrecht auf Auskunft über den Schadenersatz, obwohl ich es bin der den Schaden hat.
Es hätte die Option einer Transportversicherung gegeben. Schon interessant: Je schlampiger das Unternehmen arbeitet, umso eher werden Kunden diesen Aufpreis bezahlen. Dieses System belohnt nicht die Sorgfalt sondern die Schlamperei.
Was ist wenn er den Aufpreis nicht bezahlt hat?
"Dann bekommt er nichts, das ist wohl klar!" gibt sich die ansonsten wortkarge Kunden-Beraterin kämpferisch.
Ganz so leicht machen wir es DHL nicht, wenigstens 500€ wird DHL zahlen müssen. Bleiben 300€ Verlust.
Ein neues Kuik beim Importeur bestellen? Das kostet wesentlich mehr. Noch ein Blick in den DHV-Gebrauchtmarkt: Schon wieder ein Kuik mit Race-Modul zu verkaufen! Diesmal etwas älter, dafür günstiger. Ich bitte den Verkäufer, es in Österreich bei der österreichischen Post aufzugeben (er wohnt in Deutschland in der Nähe der Grenze).
Der Retter
Das Switch bleibt mein walk-and-fly-Gurtzeug. Der Frontcontainer ist leider nicht mit beiden Gurtzeugen zu verwenden denn das Kuik hat seinen eigenen Frontcontainer der im Beinsack integriert ist. Damit ich nicht dauernd den Retter umbauen muss, besorge ich mir einen zweiten Retter.
Der Retter ist ein Skyman (Idependence) Ultra Cross 125, ebenfalls über den DHV-Gebrauchtmarkt bezogen.
Bildquelle: Skyman |
Die Pack-Anleitung verspricht dass das Packen ebenso leicht geht wie bei einer Rundkappe. Ein Fliegerkollege berichtet im Forum dass es sogar noch einfacher sein soll. Außerdem beträgt das Pack-Intervall nicht wie üblich 6 Monate sondern 12 Monate.
Endlich da!
Zu Hause probesitzen, einstellen, üben, gewöhnen. Retter einbauen und probehalber auslösen. Und die Anleitungen von Gurtzeug und Retter lesen (... "when all else fails, read instructions" ...)
"Bevor Sie sich für einen Adler halten, und um nicht wie ein Dodo zu starten (ein etwa metergrosser, flugunfähiger Vogel) oder wie ein Albatros zu landen, sollten Sie diese Bedienungsanleitung aufmerksam lesen."
Quelle: Gebrauchsanweisung
Die Anleitung beschreibt alle Kortel-Gurtzeuge. Wie man die Module des Kuik an- und abbaut geht nicht daraus hervor. Das Race-Modul ist bereits angebaut und ich habe nur dieses eine, also ist das im Moment kein Problem.
Auch lesenswert für Kortel-Besitzer: Befestigung einer Herausfallsicherung - sonst hätte ich nicht gewusst wie es geht.
Gewicht:
4,0 kg ohne Retter aber mit Karabinern und Beschleuniger,
Retter 1,2 kg
Das wäre sogar um 0,5 kg leichter als Switch + Aeros-Leichtretter, wäre da nicht der Rucksack mit zusätzlichen 1,5kg.
Die Völlerin (Steig auf die Hohe Wand) oder den Hundsi (Hundsheimer Berg) schaffe ich auch mit dieser Ausrüstung.
In der Luft
Ein Feierabend-Flug auf der Hohen Wand. Nicht zu bockig aber doch noch thermisch.
Abend-Soaren am Hundsheimer Berg bei zwar starkem, aber laminarem Wind.
Und dann ein paar Flüge auf der Hohen Wand, zum Teil recht sportlich.
Andere haben berichtet dass die ersten Flüge mit dem Liegegurtzeug nicht angenehm waren, dass man sich bei den ersten Thermikflügen fürchtet. Das kann ich zum Glück nicht bestätigen. Das Gefühl ist schon wackeliger und kippeliger als bei meinem Switch, das Kuik fliegt sich fast wie mit Sitzbrett (was ich ja nicht so mag). Aber absolut im Komfort-Bereich.
Start - mit der Ferse nach dem Beinsack angeln - Moment, da oben raschelt's - vielleicht sollte ich mich doch lieber um den Schirm kümmern. Erst einmal ein paar Kreise über dem Skywalk und dann mit mehr Luft unterm Hintern wieder nach dem Beinsack suchen.
Einem anderen Liegegurtzeug-Piloten abgeschaut: Start in Vorlage, laufbereit bleiben - immer noch in Vorlage in den Beinsack steigen - dann erst ins Gurtzeug setzen. Schaut richtig gut aus und funktioniert ebenso gut. Mit den Beinen drücke ich mich in den Sitz, kein neckisches Popowackeln.
Apropos Liegegurt: Derzeit habe ich den Rückenteil noch aufrecht eingestellt, fliege also im Langsitz. Die Rücken-Neigung kann man theoretisch sogar im Flug verstellen. Das wird die nächste Gewöhnungsphase.
Bei einem leichten Entlaster kippe ich sehr wohl auf die entlastete Seite, aber weil ich um die Längsachse ein geringeres Trägheitsmoment habe als in sitzender Position kippe ich schneller hinein, richte mich aber auch schneller wieder auf. Dadurch fällt das Entlasten weniger stark aus und das hilft, den Schirm offen zu halten. Auch ein Aspekt des aktiven Fliegens.
Abend-Soaren am Hundsheimer Berg bei zwar starkem, aber laminarem Wind.
Und dann ein paar Flüge auf der Hohen Wand, zum Teil recht sportlich.
Andere haben berichtet dass die ersten Flüge mit dem Liegegurtzeug nicht angenehm waren, dass man sich bei den ersten Thermikflügen fürchtet. Das kann ich zum Glück nicht bestätigen. Das Gefühl ist schon wackeliger und kippeliger als bei meinem Switch, das Kuik fliegt sich fast wie mit Sitzbrett (was ich ja nicht so mag). Aber absolut im Komfort-Bereich.
Start - mit der Ferse nach dem Beinsack angeln - Moment, da oben raschelt's - vielleicht sollte ich mich doch lieber um den Schirm kümmern. Erst einmal ein paar Kreise über dem Skywalk und dann mit mehr Luft unterm Hintern wieder nach dem Beinsack suchen.
Einem anderen Liegegurtzeug-Piloten abgeschaut: Start in Vorlage, laufbereit bleiben - immer noch in Vorlage in den Beinsack steigen - dann erst ins Gurtzeug setzen. Schaut richtig gut aus und funktioniert ebenso gut. Mit den Beinen drücke ich mich in den Sitz, kein neckisches Popowackeln.
Apropos Liegegurt: Derzeit habe ich den Rückenteil noch aufrecht eingestellt, fliege also im Langsitz. Die Rücken-Neigung kann man theoretisch sogar im Flug verstellen. Das wird die nächste Gewöhnungsphase.
Bei einem leichten Entlaster kippe ich sehr wohl auf die entlastete Seite, aber weil ich um die Längsachse ein geringeres Trägheitsmoment habe als in sitzender Position kippe ich schneller hinein, richte mich aber auch schneller wieder auf. Dadurch fällt das Entlasten weniger stark aus und das hilft, den Schirm offen zu halten. Auch ein Aspekt des aktiven Fliegens.
Ich geb's nicht mehr her.