im Knackwurstflieger-Blog suchen

24. Juli 2014

Fliegst du noch?

Ich bin gefragt worden: Fliegst du nicht mehr, oder schreibst du nicht mehr? Weil schon so lange nichts mehr von mit zu lesen ist.
Mit Amerika und Sicherheitstraining war ich doch eh brav und so viel hat sich in letzter Zeit nicht getan. Fotos habe ich auch keine gemacht, sorry.



Was soll ein Blog sein, immer nur das erste, tollste, gelungenste, misslungenste?
Oder auch das alltägliche, schon wieder keine Zeit, schon wieder kein Flugwetter, schon wieder abgesoffen?, etc? Und ganz normale Flüge?



Also gut, beginnen wir zu Pfingsten 2014: Südostwind, drei Tage frei, jeder der drei Tage ein Hammer?-Tag. Murphy muss auf Urlaub sein. Jeden Abend haben wir etwas vor, wegfahren (Ennstal oder so) ist also nicht drin. Aber auch gar nicht nötig. Hohe Wand oder Hundsheimer?
Sa und So HW, Mo Hundsi.

Es bockt, rupft, zupft und der Schirm raschelt - und mir macht das gar nichts mehr aus. Das Sicherheitstraining hat sich schon ausgezahlt. 600m über der Hohen Wand, die Welt ist so schön von oben! Besonders schön wenn es auch ein zweiter Pilot geschafft hat so hoch zu steigen, so dass wir gemeinsam unsere Kreise ziehen können. Die Klapper und Wingovers vom Sicherheitstraining wiederholt, bei so viel Luft unter dem Hintern traue ich mich das auch über Land.

Auch der Hundsheimer Berg zeigt zu Pfingsten was er kann. Es trägt so gut dass ich über dem Kirchturm von Hundsheim kreisen kann.

An allen drei Tagen: Ein Flug zu Mittag und dann eine laaaange Pause weil es mir doch noch zu bockig ist. Und dann wieder ein Flug am späteren Nachmittag.

Nach Pfingsten eine viel zu lange Periode ohne berauschende Flugerlebnisse. Keine Zeit, kein Flugwetter. Und wenn, dann war ich nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ein schöner Feierabend-Flug mit soaren? am Hundsheimer (SO). Beim nächsten Versuch eines Feierabend-Fluges gerade noch einen Abgleiter? machen können.

Am Hundsheimer (NW) abgesoffen während die anderen nebenan am Spitz' (Spitzerberg) soaren konnten.

Zu lange herumprobiert und wie ich es aufgegeben habe Thermik zu suchen habe ich festgestellt dass ich schon zu tief war um den Landeplatz zu erreichen. Das blöde dabei: Ich bin über die Häuser und Gärten von Hainburg geflogen und habe mir überlegt in welchem Plantschbecken ich wohl sitzen werde. Ob ich es schaffe mit Vollkreisen ohne Baumberührung in einen Garten zu treffen? Oder soll ich gleich einen Baum ansteuern und den Flug mit einer kontrollierten Baumlandung? beenden? Dann doch noch "a gmahde Wiesn" entdeckt, mit Bauchweh über zwei Zäune gezittert und erleichtert gelandet.

Samstag 19.Juli 2014: 

Endlich wieder ein Wochenende mit vielversprechender Wetterprognose. Hohe Wand. Thermische Bedingungen, einige Flieger machen schon ordentlich Höhe, ich starte um 11:30. Vom Oststart fliege ich nach rechts zum Hochkogelhaus - nur Saufen? - vor der Hochspannungsleitung breche ich die Thermik-Suche ab, erreiche gerade noch den Landeplatz bei der Kehre, bis zur Mautstation hätte ich es nicht geschafft. Mein Kollege der hinter mir gestartet ist kommt auch nicht viel weiter.

Wieder am Startplatz angekommen wird gerätselt und gefachsimpelt. Es ist komisch, da könnte ein Rotor? stehen. Nordost- und Südwestwind wechseln einander ab. Einer berichtet dass es ihn ordentlich "zerlegt?" hat. Das wird nichts, ich beschließe einen Mittagsschlaf im Wald zu halten. Gestern Abend ist es ja doch wieder spät geworden. Wie viele Flüge ich habe, will eine Pilotin wissen die bereits eingehängt am Startplatz steht. 135. Und du gehst wieder hinunter? Sie hat erst 30 Flüge und ich rate ihr, ebenfalls abzuwarten. Sie hat es aber doch probiert, konnte abheben und war gleich am Startplatz wieder auf dem Boden. Zählt das jetzt als Toplandung?? Zum Glück ist ihr nichts passiert, es hätte auch anders ausgehen können.

Beim Mittagsschlaf im Wald, mit dem Schirm als Kopfpolster, höre ich das Pfeifen der Segelflieger und das Piepsen der Varios?. Interessant, dass man die so laut hört. Das ist mir noch nie aufgefallen. In der Luft ist meines gerade laut genug dass ich es selber höre.

15 Uhr - besser, aber immer noch nicht eindeutig. Die Kollegin (also die mit jetzt 30 1/2 Flügen) gibt es für heute auf.

16 Uhr - ja, jetzt sind wir uns einig, es geht. Ein paar Piloten vor mir haben aber Probleme beim Start. Ich bin schon recht verunsichert, probiere es trotzdem und komme auf Anhieb in die Luft.

Steigen, steigen steigen, bald habe ich 700m überhöht! Viele andere Schirme in der Luft, etliche Tandems?, auch ein paar Drachen und Segelflieger, aber nicht zu viel traffic. Einmal spüre ich die Turbulenzen die von einem anderen Schirm verursacht werden. Einmal kreisen wir zu viert im selben Bart. Wieder einmal kreise ich mit einem Segelflieger, ich innen, er außen.

Nach einer Stunde lässt die Thermik nach und ich steuere den Landeplatz an. Auf dem Weg zum Landeplatz verstummt das brummende Vario, ich habe leichten Aufwind (einen sogenannten Nullschieber). Das wird meinen Flug wahrscheinlich nicht wesentlich verlängern, denke ich, aber übungshalber versuche ich zu zentrieren. Es gelingt und bald bin ich wieder an der Felskante. Die Wand liegt bereits im Schatten und ich erlebe zum ersten Mal die berühmte Abendthermik: Der von der Sonne aufgeheizte Fels sorgt für Thermik. Kaum Turbulenzen, endloses gemütliches Soaren. Welch ein Genuss!

Der Genuss wird nur dadurch getrübt dass das GIN Switch nicht gerade das komfortabelste Gurtzeug? ist. Ich mache schon Klimmzüge an den Traggurten? um den Hintern und die Oberschenkel zu entlasten. Zur Feier des Fluges probiere eine korrekte Landevolte?, doch im Positionskreis habe ich schon wieder Steigen und verlege mich doch wieder auf unser gewohntes Abachtern? (über der Stromleitung bei der Maut).

Drei Stunden in der Luft, mein persönlicher Rekord! Und das ohne eine Spur von Seekrankheit.

Da darf wieder eine Kaltfront kommen und das fliegen vermasseln, die Erlebnisse werden mich noch eine Zeit lang beflügeln.

Samstag 26.Juli 2014

Ein Tiefdruckgebiet in großer Höhe ist wetterbestimmend, am Boden geringe Luftdruckunterschiede, dazu labil geschichtete Luft und Gewitterneigung. Nicht gerade die Wetterlage auf die man für das Wochenende hofft. Aber Windfinder und Co zeigen für Samstag Vormittag Südostwind und Sonnenschein. Also nix wie hin zum Hundsi!

Am Parkplatz ein bekanntes Auto, oben liegen schon Schirme in der Wiese. Wie ich am Startplatz ankomme sind die ersten Schirme schon in der Luft, eine Gruppe slowakischer PilotInnen macht sich ebenfalls startklar. Einer von ihnen macht eine Toplandung mit angelegten Ohren? - Respekt.

Der Wind ist stark, es hebelt mich aus. In der Theorie weiß ich was in diesem Fall zu tun ist: beim Umdrehen in die Knie gehen damit es nicht passiert, den Schirm über C+D? stallen? wenn es passiert. In der Praxis landet der Schirm im Gestrüpp. Meine high-wind-skills sind noch sehr verbesserungswürdig.

Die slowakischen Kollegen helfen mir, den Schirm wieder heraus zu bekommen (danke noch einmal). Schon wieder habe ich vergessen zu fotografieren, die Schirmbergung hätte ich euch gerne gezeigt. Ein gründlicherer Check (im Windschatten!) ob alles in Ordnung ist und dann die Frage ob ich es noch einmal probieren soll.

Ich probiere es und es zahlt sich aus! Es trägt, so gut wie zu Pfingsten, nein, es trägt sogar noch besser. Kein rupfen, kein Wackler. Es trägt überall. Butterweiche Termik. Ohne einen einzigen Vollkreis verlasse ich die Kante und bin bald über dem Kirchturm von Hundsheim. Ohren anlegen um die erlaubte Maximalhöhe nicht zu überschreiten. Mit angelegten Ohren fliege ich an einem Piloten vorbei der im B-Stall? herunterkommt. Ohren wieder auf, und sofort geht es wieder aufwärts.

Wir sind mit Freunden verabredet um die Bienenfreserkolonie zwischen Gols und Weiden zu besuchen. Ein Blick auf die Uhr, es ist Zeit landen zu gehen. Ohren anlegen und hinunter. Die SlowakInnen sind auch schon gelandet und wir schwärmen einander vor wie toll der Flug war.

Die für Nachmittag angekündigten Gewitter kommen erst am Sonntag. 

Danke an den Blogger-Kollegen Manfred Laudahn, der mich ermuntert hat wieder einmal zu schreiben.