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16. Juni 2012

Dorfgastein

Fliegerfest der Dorfgasteiner Thermikgeier, Liga-Bewerb, Punktlandebewerb, Testival der Flugschule Salzburg. Alles dreht sich an diesem Wochenende um die bunten Fetzen. Jeder schleppt irgendwelche Säcke, beim Frühstück im Hotel wird gefachsimpelt und wenn man jemanden sieht der in einer Wiese steht und mit hoch erhobenen Händen herumfummelt dann ist ein Pilot der nach einer Außenlandung seine Leinen sortiert.




Zu Mittag kommen wir in Dorfgastein an und suchen sofort den Drachenlandeplatz auf wo das Fest stattfindet. Ich darf einen "Advance Alpha 4 Hike" probefliegen, einen leichten Bersteiger-Schirm. Helmut Sobek von der Flugschule Salzburg meint es sei zu thermisch für mich, morgen früh ist es besser.

Wir suchen einen Picknickplatz und wandern in der herrlichen Berglandschaft. Rauschende Bäche, letzte Schneeflecken, bunte Bergwiesen mit geradezu verschwenderischer Blütenpracht. Glückliche und saubere Hunde.


Umweg-Rentabilität des Flugsports :-) denn ohne die Fliegerei wären wir nicht hierher gekommen.

Am nächsten Tag um 9h den Schirm holen und mit der Seilbahn zur Mittelstation des Fulseck. Von der Gondel aus sehe ich schon die "bunte Wiese" also die startbereit aufgelegten Schirme der anderen Flugschüler.

Wo fliegen wir hin? Zum Sägewerk. Aha. Den Drachenlandeplatz habe ich mir angeschaut aber diesen Landeplatz kenne ich nicht und vom Startplatz sieht man nicht hin. Aber er soll eh ganz leicht zu finden sein. Eben das Sägewerk mit Holz-Stapeln und eine Tankstelle weisen den Weg.Und vor allem die andern Paragleiter.

Die großartige Berg-Kulisse statt der gewohnten Hügel, das Überfliegen der Seilbahn, der unbekannte Landeplatz und das Tal mit Hochspannungsleitung, Bundesstraße, Eisenbahn, Fluss und möglicherweise starkem Talwind. Außerdem bin ich als "etwas fortgeschrittener Anfänger" schon ohne Funkgerät unterwegs. Und die Erzählungen der Wettbewerbspiloten am Frühstückstisch denen es "dauernd die Schirme zerlegt" (also eingeklappt) hat. Ein bisschen nervös bin ich jetzt schon, aber zu der Flugschule habe ich Vertrauen.

Ich warte bis der Fluglehrer bei allen Schülern  alles kontrolliert hat und bis ich dran bin. Dabei zeigt sich ein Nachteil leichter Schirme der einem Anfänger (paraglidus hasenfus) das Leben erschweren kann: Die "normalen"Schirme bleiben brav in der Wiese liegen, ich muss meinen Schirm x-mal wieder auflegen weil ihn der Wind bei jeder Bö verbläst.

Ich drehe mich zu einem Rückwärtsstart um. So kann ich die A-Leinen unter Zug halten wenn eine Bö kommt. Jetzt bleibt der Schirm liegen.

Bis ich drankomme ist der Wind aus. Wieder umdrehen und vorwärts starten? Das wird eine Blamage, da verheddere ich mich sicher. Also riskiere ich einen Rückwärtsstart bei null-Wind.
(was ich dabei riskiere ist aber nur eine andere Blamage, nämlich den Start zu verpatzen und noch einmal machen zu müssen) 

Aufziehen, Kontrollphase, umdrehen, beschleunigen, abheben - ich sitze im Gurtzeug, spüre den Fahrtwind, spüre den Zug der Bremsleinen und genieße den Flug. Die Thermik zupft zart am Schirm und schaukelt mich sanft in meinem Sitz. Vorbei ist die Nervosität. Ich fliege genau über das Hotel drüber wo Eva auf der Terrasse sitzt und die Paragleiter beobachtet. Den Landeplatz zu finden ist sowieso eine leichte Übung, einfach den anderen nachfliegen.Und die Landewiese ist riesig.

Ein Höhenflug mit 700m, der bisher höchste in meinem Flugbuch. Zu Mittag noch einer. Und am Nachmittag wieder eine lohnende Wanderung. Gastein, wir kommen wieder!