Freitag Abend, Walter Schrempf und Lex Robé arbeiten an den letzten Details zur Organisation der Veranstaltung.
Walter fragt mich ob ich im Knackwurstflieger etwas über die Meisterschaft der Vereine schreiben werde. Ja, selbstverständlich! Wenn ich schon dabei bin, ob ich für ihn ein paar Zeilen schreiben könnte? Na klar. Er braucht es für die Zeitungen, und das muss Montag früh fertig sein. Ob ich das schaffen werde? Mach ich doch glatt. Sonntag Abend, heimgekehrt, mache ich mich gleich an die Arbeit. Zu Mitternacht geht die Mail an Walter hinaus.
Hier die ausführlichere Version, exclusiv für den Knackwurstflieger: ;-)
Anlässlich meines Besuches in Salzburg stöberte ich auf der (ich muss es noch einmal sagen) hervorragenden Website des Vereins Fly4Fun herum und entdeckte einen Beitrag über die Meisterschaft der Vereine am Stoderzinken. Ich postete den Link in der Facebook-Gruppe des Soaring Club Hohe Wand, und so fanden sich zwei Teams die für unseren Verein starteten.
Team Soaring Club Hohe Wand:
- Karl Mauracher
- Klaus Uhlir
- Sepp Grünauer
- Johannes Stolba
Team Abdullah Airlines:
- Abudi Hönig
- Hans Scheidl
- Martin Piehslinger
Das Starterfeld war breit gestreut. Neben den in der Szene bekannten Cracks fanden sich auch Neulinge in der Wettbewerbsszene ein. Das war so gewollt und wurde durch den speziellen Wertungsmodus begünstigt: Von jedem Team zählten nur die Punkte des zweit- und drittplatzierten. Wer am besten flog sollte seinen Teamkollegen nicht davonfliegen sondern in ihrer Nähe bleiben und ihnen eine günstige Routenwahl vorzeigen, ihnen zeigen wo die beste Thermik zu finden war. Insgesamt waren 75 Teilnehmer in der Luft.
Das Ennstal gilt für Paragleiter als eines der Top-Gebiete. Die Veranstalter sind wahrlich keine Unbekannten in der Szene: Der Sportverein Mojo der Spitzensportler wie Weltmeister Lex Robé hervorgebracht hat, und die Flugschule Skyclub Austria deren Leiter Walter Schrempf man wohl als den besten Kenner des Gebiets ansehen kann.
An beiden Veranstaltungstagen herrschte wahrlich Kaiserwetter. Außerdem, was für diese Jahreszeit absolut nicht selbstverständlich ist, es ging in der Thermik ordentlich nach oben. Am Samstag waren die Bedingungen durchaus "sportlich", das heißt turbulent. Solche Bedingungen verlangen den Piloten viel Geschick und gutes Reaktionsvermögen ab, vor allem aber auch verantwortliches Handeln und entsprechende Vorsicht.
Vom Ende der Mautstraße auf den Stoderzinken wurden die Flug-Ausrüstungen mit einem "Muli" weiter befördert. Es wurde aber gebeten die Ausrüstung nach Möglichkeit selbst zu tragen weil das Fassungsvermögen des Mulis beschränkt ist.
Die Tasks wurden als "elapsed time race" geflogen bei dem die Zeit erst zu laufen beginnt wenn der betreffende Pilot den Start-Zylinder? verlässt (im Gegensatz zu "race to goal" bei dem die Zeit für alle zum selben Zeitpunkt zu laufen beginnt). Das nimmt einiges an Stress beim Start weg.
Für mich war es ein Kampf gegen die Seekrankheit. Die ersten Bojen? habe ich noch geschafft aber beim hangnahen Kurbeln? am Kammspitz ist es meinem Magen doch zu viel geworden und ich bin landen gegangen. Die Kollegen vom Soaring Club Hohe Wand haben es alle ins Ziel geschafft. Auch Johannes Stolba für den es überhaupt der erste Task war den er geflogen ist. Chapeau!
Am Abend wurden beim Tunzendorfer Wirt die Sieger der verschiedenen über das Jahr gelaufenen Wertungen der Liga und des XContest geehrt. Anschließend Party in der Disco - und am nächsten Tag sollte man trotzdem fit sein für den zweiten Task.
Der Sonntag überraschte mit einer zunächst sehr uneindeutigen Windsituation. Es war nicht klar ob wir auf dem Stoderzinken starten können oder ob wir z.B. auf den Hauser Kaibling ausweichen sollten. Die Entscheidung fiel wieder auf den Stoderzinken. Ein Pilot der vor allen anderen gestartet war um die Thermiksituation auszuprobieren kassierte einen kapitalen Klapper? der allen Zuschauern einen gehörigen Schrecken einjagte.
Ein "Dust Devil" (Windhose) zog über den Startplatz und riss einen Schirm in die Höhe. Weil ich gerade in der Nähe war schnappte ich einen Tragegurt? und hielt den Schirm fest bis der Besitzer herbei eilte um den Schirm zu bändigen.
Das tasksetting-Komitee das die zu fliegende Strecke festlegt wurde auf eine harte Probe gestellt. So hieß es erst einmal abwarten wie sich der Wind entwickeln würde. Die Geduld der Teilnehmer wurde belohnt:
Der Flug zu dem wohl nicht nur ich mich mit gemischten Gefühlen in die Luft begeben hatte entpuppte sich als wahrer Genussflug. Wenn auch die Querung des Ennstals dann doch für mich und einige andere das vorzeitige Ende des Fluges bedeutete. Wer es nicht ins Ziel schafft ist trotzdem nicht umsonst geflogen, sondern bekommt Punkte für die Kilometer die er zurückgelegt hat. Die Flugschule SkyClub Austria stellte Rückholbusse bereit deren Fahrer unermüdlich beschäftigt waren Piloten einzusammeln die irgendwo gelandet waren.
Hier Johannes' Video vom zweiten Task:
Die geflogene Strecke und auch die Zeit werden mit GPS-Geräten aufgezeichnet. Die anschließende Auswertung sollte heutzutage online funktionieren und auf Knopfdruck erledigt sein. Da hinkt die Technik leider den Erwartungen hinterher und so gab es wieder einmal viel Mühe und Kopfzerbrechen für die Auswerter.
Nachdem die Hürden der Technik doch geschafft waren, war klar: Der Verein Ikarus Abtenau belegte den ersten Platz. Neben den Stockerlplätzen warteten auch Sachpreise auf die bei der Siegerehrung anwesenden Teilnehmer.
Ich habe gehofft es wenigstens einmal ins Ziel zu schaffen. Das weniger hoch gesteckte Ziel, nicht letzter zu werden, habe ich erreicht. Abgesehen von allen Zielen waren es zwei tolle Flugtage und viele interessante Begegnungen und Gespräche. Im Bewerb fliegt man auch weiter als man es beim Spazierenfliegen tun würde, riskiert Absaufer? und Außenlandungen?, und lernt (hoffentlich) ein bisschen besser zu fliegen.
Ein herzliches Dankeschön an die Veranstalter und ihre unzähligen Helfer die den Bewerb zu einem einzigartigen Ereignis gemacht haben!
Details zum nachlesen:
Österreichische Meisterschaft der Vereine 2016 auf Livetrack24
Video von Lex Robé:
Und auf der Homepage der Liga http://www.paragleiter.org/?p=6582
Nachtrag:
Beim Durchstöbern der Ergebnislisten unter obigem Link fällt mir auf:Am zweiten Tag hat es einen Unfall gegeben. Das ist mir entgangen, daher erst jetzt die Erwähnung.
Soviel ich von Fliegerkollegen gehört habe war es ein Frontstall unmittelbar nach dem Start und noch am Startplatz eingeschlagen. "Nur" Bänderverletzung am Knöchel. Noch Glück im Unglück gehabt.
Ich wünsche dem betroffenen Fliegerkollegen unbekannterweise alles Gute und eine baldige Besserung!