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6. Juli 2012

Fetzendach'l aufmachen

Wir Cabrio-Flieger sitzen unterm Fetzndach'l. (*) Und das ist doch dazu da dass man es im Sommer aufmacht?

Es war nur eine Frage der Zeit bis ich einmal meine erste "Kappenstörung" habe. Eine Störung zwischen den Ohren - nicht (nur) zwischen den Flügel-Ohren.



Hohe Wand, Ost-Startplatz. Ich starte hinter einer anderen Paragleiterin und folge ihr mit - wie ich gemeint habe (--> Lerneffekt) - ausreichend Sicherheitsabstand richtung Skywalk.

Aus 2012-03-17-Hohe-Wand

Ich bin schneller und habe sie fast eingeholt, was ich aber zu dem Zeitpunkt nicht bemerkt/beachtet habe (--> Lerneffekt).

Sie kurvt nach links in den Winkel unter dem Südstartplatz hinein und steigt. Gut, denke ich mir, ich bleibe weiter weg von der Wand und kann rechts überholen.

Sie ist immer noch vor mir und kommt aus dem Winkel wieder heraus (und das hätte ich mir denken können --> Lerneffekt). Dabei fliegt sie gegen den Wind und wird noch langsamer. Sie geht wieder auf Kurs parallel zur Wand, ist ca. in der gleichen Höhe wie meine Kappe und viel langsamer als ich denn ich komme mit Schwung von hinten nach.

Um einen Zusammenstoß zu vermeiden bremse ich meinen Schirm energisch und drehe nach rechts, weg von der Wand (nur drehen hab ich mich nicht mehr getraut, weil der Schirm nicht sofort reagiert und um sie nicht mit dem Flügelohr zu erwischen). Soweit einmal erfolgreich. Der Abstand zwischen meinem Schirm und der Pilotin wird größer.

Mein Schirm fällt zusammen, ich verliere Höhe und bin damit meiner Ausweichpflicht nachgekommen. Sie sieht mich erst als sie meinen Schirm hinter sich rascheln hört. Die arme muss furchtbar erschrocken sein. Bitte um Entschuldigung auf diesem Weg falls du hier mitliest.

Mein Schirm öffnet sich und pendelt beim Wieder-anfahren vor. Ich denke mir: Ich hab einen Einser-Schirm, viel Platz vor und unter mir. Ich lasse den Schirm machen. Er macht's gut, er kann's sowieso besser als ich.

Fazit:
Ich habe einen Fehler gemacht und es ist trotzdem gut ausgegangen. Jetzt heißt es: Reflektieren, analysieren, daraus lernen.
 
Erstens gilt es natürlich, eine Annäherung an einen anderen Paragleiter (oder Drachen,...) rechtzeitig zu erkennen und zu reagieren. Natürlich bin ich erschrocken wie ich es dann mitgekriegt habe dass ich zu nahe dran war, aber ich glaube dass ich rational bei der Sache war und nicht in Panik.

Einen stall (Strömungsabriss) habe ich mir viel schlimmer vorgestellt, die Fotos in den Lehrbüchern sehen furchterregend aus. Vom Gefühl her war's wie wenn beim Segeln der Spinnaker einfällt. Mir war klar dass er sich gleich wieder füllen wird.

 Bildquelle www.easyfreeride.com/


Wie es bei einem stall zugeht haben wir im Theoriekurs eindrücklich geschildert bekommen, danke Markus! Ich habe gewusst: Jetzt schießt der Schirm vor, das ist OK. Nur bremsen wenn er "grauslich vorschießt", lass ihn vorschießen sonst gibt's den nächsten stall.Wir haben im Kurs von einem Piloten gehört der beim Sicherheitstraining unabsichtlich drei full-stalls hintereinander gebaut hat weil er zu viel gebremst hat.

Bei Anfängern sind Pilotenreaktionen meist schlimmer als die Schirmreaktion (so steht's im Handbuch des Schirms und das habe ich auch wirklich gelesen). Ich habe also mehr beobachtet als getan.

Bildquelle www.easyfreeride.com/
In irgend einem Eckerl von meinem Hirn habe ich an den Retter gedacht, wahrscheinlich hätte ich ihn rechtzeitig ausgelöst wenn es notwendig geworden wäre .

Und dann war's eh schon überstanden. Fetzendach'l wieder zu.